Samstag, 27. Juni 2015

ÜBER...GESCHWISTERLIEBE

Neulich war ich in Lübeck bei meiner Tante. Sie sagte mir, dass ich doch bitte mal öfters eine "Kolumne" schreiben müsste, da sie diese so gerne immer gelesen hat.

Seit ich wieder YouTube- Videos drehe, sage ich meistens das was ich hier auf dem Blog geschrieben hätte und ich finde es so angenehmer mit euch zu interagieren. Oftmals ist es bei mir am Tagesende, dass ich ein Thema anstoße das mich zum nachdenken und grübeln bringt. Obwohl mir auch das schreiben liegt, habe ich einfach oftmals alles schon "gesagt". Falls ihr also gerne etwas über das normale Leben hört, schaut ruhig mal rum.

Naja, hiermit möchte ich den Wunsch meiner Tante erfüllen, mal wieder was zu schreiben.

Ich sah heute ein Video einer YouTuberin die ihre Tochter zeigte. Aus den Jahren die ich diese YouTuberin verfolge, weiss ich das sie nur dieses eine Kind hat. Plötzlich fragte ich mich, wie wäre mein Leben ohne Schwester? (Falls ihr mich und mein Leben gar nicht kennt, ich habe eine 4 Jahre jüngere Schwester)

Alle die Geschwister haben werden nun wahrscheinlich im ersten Moment schreien: "WUNDERBAR, FANTASTISCH, SO VIEL ANGENEHMER, TOLL, STRESSFREI und vor allem RUHIG".  Als Kind hätte ich auch so geantwortet und heute würde ich das vielleicht sagen, doch wäre ich dieser Mensch der ich heute wäre wenn Andrea nicht gewesen wäre?

Die Beziehung zu meiner Schwester ist die langlebigste und intensivste Beziehung die ich in meinem Leben führe. Natürlich habe ich einen Freund, eine Mutter, einen Vater, eine beste Freundin, eine mega tolle Kollegin die sich immer um mich bemüht, aber ich habe zu keinem dieser Menschen diese Verbindung wie zu meiner kleinen Schwester. Ich habe wahrscheinlich mit keinem Menschen auf dieser Welt mehr Zeit verbracht, als mit ihr. Ich kenne Andrea wie meine Westentasche, ich kenne sie quasi mein Lebenlang. Ich sehe wenn sie traurig ist, ich sehe wenn sie mir einen Streich spielen will und ich sehe wenn sie mich versucht anzuschwindeln. 

Meine Schwester ist schon mein ganzes Leben, mein tiefster Mitbeschwörer, mein Vorbild, mein Beschützer, mein Mittäter, mein Lachgefährte und mein mutiges ich. Ich habe soviel von ihr gelernt, auch wenn sie die kleinerer war.

Sie hat mich manchmal zur Weißglut gebracht und ich musste lernen damit umzugehen. Ich musste lernen wie ich einigermaßen friedlich mit einem Menschen umgehe, auch wenn er mir tierisch auf den Keks geht. Ich musste lernen zu teilen, zu geben, zu nehmen, auch mal nein zusagen, zu trösten, für einen anderen Menschen zu lügen, zu verteidigen, jemanden anders zu akzeptieren, geduldig zu sein, das Menschen in manchen Dingen einfach besser sind als ich, Dinge zu tun auf die ich gerade keine Lust habe und wie ich mich am besten vor ihr verstecke.

Natürlich gab und gibt es bei uns auch Streit. Doch ich kann mich an keinen Streit erinnern, der einen echten Schaden in unsere Beziehung hinterlassen hat. Wir streiten nicht oft, wenn dann aber immer sehr intensiv, sehr aggressiv und auf der untersten Gürtellinie. Doch länger als ein paar Tage ist nie Funkstille. Egal wie sauer ich bin, wenn sie vor meiner Tür steht spüre ich dieses tiefe Band mit Schleife, dass um uns herumliegt. Es ist so tief und festverbunden, dass ich sie schon nach wenigen Tagen total vermisse und ich durchdrehe wenn mal was mit ihr ist. Der Gedanke, dass sie irgendwann nicht mehr in meinem Leben dasein könnte macht mich mehr als fertig und ist für mich unvorstellbar!

Unser Band ist so tief verwurzelt, wahrscheinlich weil meine Eltern immer viel gearbeitet haben um uns Kindern viel bieten zu können. Ich verbrachte wahrscheinlich am meisten Zeit mit Andrea und sowie sie mir vieles fürs Leben mitgab, gab ich ihr wahrscheinlich auch viel für ihr Leben mit. Ich war oft ihr Ansprechpartner, ich machte oft mit ihr Hausaufgaben und als Teenager sagte sie immer das ich auch ein bisschen wie ihre Mama bin. Meine Eltern haben sich tadellos um uns gekümmert, aber damals war es üblich das Geschwister aufeinander aufpassen mussten, da Eltern einfach gearbeitet haben und es diese Möglichkeiten wie Ganztagsschule etc. hier so (zum Glück) noch nicht gab. Auch dadurch haben wir beide viel gelernt. Meine Papa meinte immer, dass es nichts wichtigeres geben sollte als meine Schwester. Damit hat er auch irgendwie recht gehabt und das habe ich mir immer sehr zum Herzen genommen.

Ich gehe sogar noch weiter, unser Band ist so gefestigt und stabil, stark und ausgewachsen das ich sie verstehe ohne das wir beiden auch nur ein Wort wechseln. Wir schauen uns an und wissen was der andere denkt oder fühlt. Wenn das passiert, ist dieser Moment immer magisch. Es fühlt sich gut an, einen Menschen ohne Worte verstehen zu können. Es gibt ein unfassbar gutes Gefühl, vor allem von Vertrauen. Was gibt es schöneres als zu wissen, dass man einen anderen Menschen blind vertrauen kann?

Kein Mensch beschützt mich so, wie meine Schwester es tut. Durch viele Erlebnisse in meinem Leben und auch in Andreas Leben kann ich sagen, dass uns schlimme und schlechte Zeiten nur noch mehr Verbunden haben. Umso dunkler die Stunden, um so heller unsere Freundschaft. Auch wenn wir grundverschieden denken und auch handeln, Einstellungen zum Leben haben ist Andrea meistens die Person die für mich in solchen Momenten ausschlaggebend ist. Durch ihre andere Denkweise hat sich für mich manche Situationen erträglicher gemacht oder sie in ein anderes Licht gerückt.

Wenn ich an die Zukunft denke, sehe ich Andrea und mich mit einem Rollator durch die Gegend eiern. Wir sehen aus wie heute, nur in faltig und unsere Haut ist nicht mehr so fest.Vielleicht tragen wir ein Gebiss oder ein Hörgerät, aber für mich wird sie immer mein kleines Mädchen bleiben. Ich sehe diese tiefe und einzigartige Freundschaft und ich sehe einen Menschen auf den ich mich immer verlassen kann. Ich sehe einen Menschen mit dem ich mein ganzes Leben geteilt habe, schwere Stunden aber auch helles Licht gesehen habe. Ich sehe einen Menschen, der für mich dasein wird. Solange es sie und mich gibt, werd ich niemals alleine sein. Alleine dieser Gedanke macht das älter werden und auch Ängste vor der Zukunft  soviel einfacher, erträglicher und auch schöner.

Um auf die Frage zurückzukommen, nein ich wäre nicht der Mensch der ich heute wäre ohne Andrea. Ich wäre bestimmt kein schlechter Mensch oder ein viel besserer Mensch geworden, aber ich wäre eben nicht dieser Mensch der ich heute bin und dafür denke ich dir Süly...

Liebe Bärbel, ich hoffe du bist zufrieden?

Ich wünsche euch allen noch einen Geschwisterreichentag,

eure Steffi

2 Kommentare:

  1. Oh man ist das süß. Ich glaub ich ruf gleich mal meinen Bruder an..Auch wenn ich ihn nicht so oft sehe wir ihr zwei euch, ist es trotzdem eine unglaublich tiefe Freundschaft fürs Leben.
    Danke für dieses schönen Text:)

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  2. eijeijei...Gänsehaut und Tränchen in den Augen.
    Ich glaube, ich habe nie eine bewegendere Liebeserklärung gehört (gelesen).
    Ihr Zwei habt etwas ganz Besonderes, haltet daran fest!

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