Mittwoch, 3. September 2014

...ÜBER einsame Eltern

Meine Schwester zieht diese Woche aus. Nun werden einige denken, dies ist nichts ungewöhnliches aber sie ist das letzte Kind im Elternhaus und auch ein wenig unser Nesthäckchen.

Meine Eltern haben ein großes Haus, im Haus ist sogar noch eine extra Wohnung für uns Kinder. Zuerst hauste ich in dieser Wohnung und nachdem ich schweren Herzens mein Elternhaus verlassen hatte, zog meine Schwester in diese.

Schon bei meinem Auszug hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich Mami "alleine lassen" musste. Ich war schon immer ein Mamakind und mir fiel der Auszug wirklich schwer. Es fiel mir nicht schwer meine "Kinderstube" zu räumen, aber es fiel mir unfassbar schwer mich von meinen Eltern und vor allem meiner Mama zu verabschieden. Ach, es ist untertrieben, es brach mir das Herz. Sie und ich waren sogar so überfordert mit dieser Situation, dass wir uns ständig zofften und uns quasi im Streit verabschiedet haben. 


Doch trotz alledem habe ich immer gewusst, dass beide nicht alleine in diesem großen Haus wohnen, sie haben schließlich noch eine Tochter die bei ihnen wohnt. Sie ist die lautere von uns beiden, die etwas unorganisiertere, es würde vielleicht nicht wirklich auffallen wenn mein Chaos fehlte. Der Stein in meinem Magen konnte also wieder ein wenig zusammenschrumpfen. Meine Eltern brauchen noch keine Hilfe oder so, es ging mir einfach darum das noch jemand da ist und man sich nicht so alleine fühlt und das beide Seiten ein Auge aufeinander werfen. Noch heute erzählt Mutti mir, wie sehr sie die Zeit vermisst in der ich noch da war. Das macht mich oft traurig und ich fühle mich dann immer ein wenig schlecht.


Schon vor einem halben Jahr bekundete meine Schwester plötzlich immer mal wieder das sie ausziehen möchte. Immer wieder versuchte ich ihr dies auszureden."Mensch, dass ist doch viel zu teuer, ach eine passende Wohnung zu finden ist schwer",oder auch gut:"Ich würde mir erstmal ein Auto kaufen". Ja, ich ging sogar noch einen Schritt weiter und sagte ihr: "Du kannst Mama und Papa nicht alleine lassen"!  Fragt mich nicht wieso , aber dieses Argument zog auch bei ihr am längsten. Wie egoistisch von mir, schließlich hatte ich die beiden auch "verlassen".

Nun ist es so, dass meine Schwester spontan (wirklich sehr spontan) eine passende Bude gefunden hat. Sie stand also vor meiner Tür und verkündete : "Ich habe eine Wohnung gefunden". Eiskaltes entsetzten erschauerte mich, der Stein in meinem Bauch hatte unerwartet schwere angenommen. Die einzige Frage die ich vorwurfsvoll stellte: "Was ist dann mit Mama"? 

Und seit diesem Tag lässt es mich wirklich nicht in Ruhe, dieses unfassbare Gefühl, dass meine Eltern nun alleine sein werden. Wahrscheinlich feiern sie nun jeden Abend eine Party und ich mach mir hier so einen Kopf.  

Ich habe auf irgendeine Art und weise das Gefühl meine Eltern im Stich gelassen zu haben, obwohl es natürlich ganz normal ist das man das Elternhaus in 95 % der Fällen ( RTL zeigt ja ab und zu die Ausnahmen) als Kind verlässt. Wie wird es sein, wenn diese gewisse Stille im Haus ist? Wie wird es sein einen Teller weniger auf den Tisch zu stellen? Wie wird es sein Andreas 65 Tonnen Klamotten nicht mehr einzusammeln? Ich weiß es nicht, aber leicht ist es bestimmt nicht, vor allem in der ersten Zeit . 

Zudem zieht meine Schwester in die Wohnung unter mir. Fühlt sich meine Mama vielleicht sogar durch mich verraten, weil ich ihr Kind nun zu mir quasi zieht. Mich freut das, ich bin ja unfassbar mit ihr verbunden, aber da ist wieder dieser Stein in meinem Bauch, der mir sagt das andere deswegen bestimmt traurig sind . 

Doch auch wenn mich der Gedanke auffrisst, sollte ich dankbar sein. Mir ist es scheinbar nicht egal was um mich herum geschieht und wie es den Menschen geht die ich liebe. Außerdem haben wir das große Glück quasi auf einem Haufen zu wohnen und uns zu dem wirklich in der meisten zeit gut verstehen . 

Man darf sich nur nicht aus den Augen verlieren und muss seine Beziehung ein bisschen anders pflegen.
Für uns alle beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Meine Eltern haben ihre ruhe (vielleicht einen Hauch zu viel) und ich habe meine kleine Schwester unter mir (vielleicht einen Hauch zu nah ) und doch werden wir , auch wenn es anfangs komisch ist wieder zusammen wachsen, auch wenn man uns jetzt alle auf dem Klingelschild zerrissen hat .... 


Danke für´s lesen , euch noch einen unumzugsreichen Tag 

Eure Steffi =)

(geschrieben Anfang Juli) 

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